TAG DER OFFENEN TÜR

Autor: Juliane Neidhardt

Am 13.05.1992 fand der Tag der offenen Tür, auch Hochschulinfotag genannt, an der Technischen Hochschule Ilmenau statt. Das Ziel war klar: Die Hochschule musste ihre Studierendenzahlen wesentlich steigern. Zu diesem Zweck war die Veranstaltung eine der wichtigsten Maßnahmen.

DIE VERANSTALTUNG

Am 13.5. öffnete die Technische Hochschule Ilmenau um 09:30 Uhr ihre Pforten. Mit Spannung schauten die Studierenden darauf, wie viele ihren Weg auf den Campus finden würden. Es war Gradmesser dafür, wie erfolgreich die bisherigen Werbemaßnahmen gewesen waren und gab auch eine Ahnung davon, wie viele neue Studierende die Hochschule würde gewinnen können. Zu Beginn wurden nach der Rede des Rektors und den allgemeinen Studienmodalitäten die sieben Studiengänge vorgestellt, die zu diesem Zeitpunkt angeboten wurden:

  • Mathematik
  • Informatik
  • Elektrotechnik
  • Maschinenbau
  • Wirtschaftsinformatik
  • Wirtschaftsingenieurswesen
  • Lehramt an berufsbildenden Schulen

Im Anschluss gab es Präsentationen in den Fakultäten und Informationsstände auf dem Campus. Am Nachmittag konnten probehalber schon Vorlesungen besucht werden. Auch die Studierenden engagierten sich und gaben ihren potenziellen zukünftigen Kommilitonen in den Mensaräumen Tipps zum Studienstart.

DIE ZAHLEN

Auf dem Weg zur Fakultät EI (UAI, Negativ 920513_2-26)

An der Hochschule war man sehr zufrieden mit den Besucherzahlen. Waren im Jahr 1991 nur etwa 100 Leute erschienen, verkündete ein Artikel im Ilmenauer Hochschulblatt (Quelle: ihb 8, 1992, S. 4) diesmal stolze 460 Interessierte. Die meisten davon stammten aus Thüringen. Aber immerhin 50 Teilnehmende stammten aus den alten Bundesländern, namentlich Bayern und Hessen.

Auch der Frauenanteil konnte sich sehen lassen: Mit etwa 110 Besucherinnen lag er deutlich höher, als bei Studienfächern technischer Richtung zu diesem Zeitpunkt üblich. Auch eine von der Zentralen Studienberatung durchgeführte Umfrage zur Organisation der Veranstaltung unter den Studieninteressierten brachte gute Ergebnisse. Der Rücklauf war zwar mit 74 ausgefüllten Umfragen recht gering, dafür aber deutlich überwiegend positiv.

DIE PODIUMSDISKUSSION

Podiumsdiskussion mit DT64 (UAI, Negativ 920513_5-13)

Ein besonders interessanter Programmpunkt bildete den Abschluss. Der Jugendradiosender DT64 organisierte zusammen mit der Studierendenzeitschrift GURU und dem Hochschulfunk eine Podiumsdiskussion, die DT64 auch live übertrug. Thema war: „Studieren in Ost und West – ein Bildungsakt zwischen Katastrophe und Neuanfang“. Dazu waren hochkarätige Gäste eingeladen: Dr. Werner Brans, Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Wissenschaft und Kunst, und Dr. Michael Krapp, Leiter der Thüringer Staatskanzlei kamen von der Thüringer Landesregierung. Dr. Hilde Schramm kam von den Grünen in Westberlin und Dr. Gerhard Köhler war Hauptvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Von der Hochschule waren Rektor Köhler und ein Studierender, Rüdiger Straube dabei.

Es wurde viel diskutiert, im Zentrum eine Frage, die ein Artikel aus dem Freien Wort zum Thema gut auf den Punkt bringt: „Können, ja dürfen die ostdeutschen Hochschulen einen eigenen Weg gehen, oder müssen sie erst auf den miesen Stand, wie er an Einrichtungen der Altbundesländer oftmals herrscht, herabgezogen werden?“ (Quelle: Freies Wort, 15.05.1992)

Die Studierenden wollten das gute Betreuungsverhältnis der Technischen Hochschule Ilmenau unbedingt erhalten, während die Vertreter der Regierung vor allem die finanziellen Aspekte im Blick hatten. Diskutiert wurden auch soziale Aspekte wie der Erhalt der hochschuleigenen Kindergrippe, der zu diesem Zeitpunkt noch auf der Kippe stand. Insbesondere Dr. Schramm mahnte dabei an, nicht wegzuwerfen, wofür westdeutsche StudentInnen jahrelang hatten kämpfen müssen. Auch der Entwurf des kommenden Hochschulgesetzes wurde diskutiert.

Insgesamt schloss der Hochschulinfotag also mit einer offenen und spannenden Diskussion, die auch über den Ilmenauer Tellerrand hinausging.